Lerne, wie auch du die Digitalisierung als grosse Chance für dein KMU nutzen kannst.
Egal ob du gerade mit einem Startup durchstarten, oder aber (d)ein etabliertes Unternehmen weiterbringen möchtest: In beiden Fällen lohnt es sich, sich mit dem entsprechenden Business Modell (auch Geschäftsmodell genannt) auseinander zu setzen. Warum das so ist, was du damit erreichen kannst und was passieren kann, wenn du es (auch als erfolgreiches Unternehmen) nicht tust, erfährst du in diesem Artikel.
Doch starten wir mit einer kurzen Definition.
Ein Business Modell (Geschäftsmodell) beschreibt modellhaft die Zusammenhänge, wie eine Organisation für Kunden einen Wert erschafft und dafür Erträge generiert.
Ein Geschäftsmodell visualisiert also die wichtigsten Zusammenhänge deines Unternehmens und zeigt auf, wie die einzelnen Puzzle-Teile zusammenhängen. Doch warum sollte man überhaupt das eigene Business visualisieren? Gerne zeige ich dir die wichtigsten Gründe auf.
Ein visualisiertes Business Modell hilft dir und deinem Team, auf Grundlage einer gemeinsamen Basis das heutige Geschäft besser zu verstehen.
Ein visualisiertes Geschäftsmodell unterstützt dich dabei, die Organisation weiterzuentwickeln. Erfolgsfaktoren können genauso erkannt werden wie die eigenen Schwächen. Das Bewusstsein von Erfolgsfaktoren oder Schwächen sind der erste Schritt dahin, die richtigen Hebel in Gang zu setzen: Erfolgspotenziale zu nutzen und Schwächen auszumerzen.
Ein visualisiertes Geschäftsmodell lässt auch leicht erkennen, wie skalierbar das Unternehmen ist. Sprich: Kann die Organisation mit diesem Geschäftsmodell in Zukunft wachsen oder ist das Wachstum eingeschränkt?
Mit Hilfe von Business Modells lassen sich auch neue Geschäftsideen visualisieren und somit schon gut auf Ihre Praxistauglichkeit überprüfen. Die Visualisierung hilft zu verstehen, ob es sich bei der neuen Idee um leichte Anpassungen innerhalb des heutigen Geschäftsmodells oder um eine umfangreichere Anpassung, eine sogenannte Geschäftsmodell-Innovation handelt.
Vielleicht denkst du nun, dass du zufrieden mit deinem jetzigen Geschäft bist und entsprechend keinen Handlungsbedarf siehst. Doch diese Optik kann gefährlich sein. Deshalb zeige ich dir an Hand von Praxisbeispielen auf, was passieren kann, wenn sich ein Unternehmen nicht mit der Weiterentwicklung seines Business Modells auseinandersetzt.
Nokia war über Jahre unangetasteter Marktführer in Sachen Mobiltelefonie. Das Geschäftsmodell funktionierte und das Unternehmen verdiente in Finnland gutes Geld damit. Doch mit der Einführung des iPhones 2007 wurde Nokias Geschäfts-Modell in seinen Fundamenten erschüttert. Das Nutzenversprechen von Nokia entsprach nicht mehr dem Bedürfnis nach einem hübschen, intuitiv bedienbarem und mit Apps erweiterbarem Smartphone, welches Kundinnen und Kunden nach Apples Keynote wollten.
Nokias Business Modell war also überholt. Das Unternehmen hatte die vergangenen Jahre damit verbracht, in der Sparte der Mobiltelefone das bestehende zu optimieren, hat aber grundlegende Innovationen verpasst. Und so lief das amerikanische Unternehmen Apple den Finnen den Rang ab. Von 50 Milliarden Euro Jahresumsatz im Jahr 2007 sind 2021 für Nokia nur noch gut 22 geblieben.
Du denkst jetzt vielleicht: "Das kann nur den den grossen passieren!" Doch diese Annahme ist schlicht falsch.
Wer das nicht glaubt, der fragt mal einen Taxi-Unternehmer in einer grösseren Stadt in der Schweiz. Etablierte Taxi-Unternehmen kämpfen um ihre Existenz, weil ein neuer Player einen ganzen Markt aufmischt.
Ohne ein einziges Taxi zu besitzen gilt Uber als die weltweit grösste Konkurrenz klassischer Taxi-Unternehmern. Privatpersonen können sich über eine App als Fahrer registrieren und Kunden mit ihrem Privatfahrzeug fahren. Kunden ihrerseits bestellen die Fahrten ebenfalls über die App.
Damit kann (fast) jeder mit ein paar wenigen Klicks zum Taxi-Chauffeur werden: Ganz und gar zum Ärger der klassischen Taxi-Branche. Das Geschäftsmodell von Uber scheint aufzugehen. Das Unternehmen wuchs bis ins Jahr 2020 auf über 11 Milliarden Umsatz.
Bild: Mit UBER kann (fast) jeder zum Taxi-Chauffeur werden.
Die Beispiele zeigen: Neue Geschäftsmodelle können etablierte Märkte aufmischen und sich somit auf Unternehmen jeder Grösse auswirken. Es wird also Zeit, über das eigene Geschäftsmodell nachzudenken.
Ich bin überzeugt, dass auch du dich deshalb mit deinem Geschäftsmodell auseinandersetzen möchtest. Am Besten startest du hierzu umgehend mit einer Visualisierung deines jetzigen Business Modells. Für die Visualisierung von Geschäftsmodellen haben sich primär zwei Konzepte durchgesetzt: Namentlich das magische Dreieck und das Business Modell Canvas.
Gerne stelle ich dir beiden Konzepte vor.
Das magische Dreieck beschreibt die Zusammenhänge von vier Dimensionen innerhalb eines Business Modells. Es entstand an der Universität St. Gallen und bezieht sich auf die Literatur "Business Model Navigator".
Das "Wer" steht beim magischen Dreieck im Zentrum. In diesem Element werden der Kunde oder die Kundensegmente beschreiben, für die das Unternehmen Wert schafft.
Das "Was" stellt die Frage nach dem Wert, den du generierst. Dazu gehören die Produkte und Dienstleistungen, die du dem Kunden anbietest.
Das "Wie" stellt die Frage nach der Wertschöpfungskette. Wie gehst du vor, um den versprochenen (Mehr)-Wert zu generieren.
Die letzte Frage bezieht sich auf das Ertragsmodell. Also wie verdienst du letztlich das Geld innerhalb deiner Organisation.
Das Business Modell Canvas stammt von Alexander Osterwalder und Yves Pigneur. Es ist detaillierter als das magische Dreieck, beantwortet aber im Grundsatz ebenfalls die vier oben genannten Fragen. Deshalb habe ich pro Element die spezifischeren Fragen des Business Modell Canvas von Strategyzer ergänzt.
Bild: Das Business Model Canvas von Strategyzer.
Das Business Modell Canvas ist wie folgt gegliedert:
Wer ist deine Zielgruppe? Wer sind deine Zielkunden, beziehungsweise deine Kundensegmente, für die du mit deinen Produkten und Dienstleistungen Wert generierst?
Wie wird die Kundenbeziehung gestaltet? Wird diese über einen Aussendienst gepflegt, gibt es eine Community unter den Kunden, oder bedient sich der Kunde jeweils komplett selber mittels einem Self Service?
Über welche Kanäle erreichst du deine Kunden, oder über welche Kanäle wollen deine Kunden erreicht werden? Dabei ist es hilfreich, sich auch zu überlegen, welche Kanäle besonders effizient und welche äusserst kostspielig sind.
Des Weiteren solltest du darauf achten, dass du an alle Phasen der Customer Journey denkst. Es gibt also Kanäle vor, während und nach dem Kauf.
Welchen Wert kannst du deinen Kunden bieten? Welche Produkte und Dienstleistungen bietest du konkret an? Und welche Probleme können Kunden mit deren Hilfe lösen?
Welche Aktivitäten sind wichtig, damit du das Nutzenversprechen einlösen kannst?
Vielleicht sind deine Vertriebskanäle, die hauseigene Produktion, oder ein spezielles Dienstleistungsangebot für dein Geschäft elementar.
Welche Ressourcen sind wichtig, damit du das Nutzenversprechen einlösen kannst?
Neben physischen oder finanziellen Ressourcen sind oft auch menschliche Fähigkeiten und Ressourcen elementar. Auch geistige Ressourcen wie Daten oder Patente können hier genannt werden.
Welches sind deine wichtigsten Business-Partner und Lieferanten? Gibt es Schlüssel-Aktivitäten oder Schlüssel-Ressourcen, die du von Partnern beziehst?
Antworten auf diese Fragen zeigen rasch auf, ob es Abhängigkeiten gibt, die für dich ein (Klumpen-)Risiko bedeuten.
Wo entstehen die höchsten Kosten in deinem Unternehmen? Welche Schlüssel-Aktivitäten und Schlüssel-Ressourcen sind besonders kostspielig?
Wie werden die Erträge generiert? Wofür bezahlen Kunden und wie bezahlen sie? Wie wird der Preis festgelegt? Ist der Preis fix oder variabel?
Nachdem du nun zwei Möglichkeiten zur Visualisierung deines Business Modells kennengelernt hast, empfehle ich dir eine der beiden auszuwählen und mit der Visualisierung loszulegen.
Persönlich präferiere ich übrigens das Business Model Canvas. Es ist zwar etwas aufwendiger, die einzelnen Elemente sind aber entsprechend auch differenzierter.
Vielleicht bist du ja der nächste, der die Mechanismen eines Unternehmens auf den Kopf stellt. Dass du zum Start dein Business Modell visualisieren sollst, dürfte nun klar sein - wie das geht ebenfalls. Für das Erstellen der Geschäftsmodell-Visualisierung drücke ich dir die Daumen.
Viel Erfolg, bei Fragen stehe ich dir gerne zur Verfügung.
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